Das neue Filmgesetz basiert auf einem originellen Mechanismus: Streaming-Plattformen sollen vier Prozent – umgerechnet ca. 30 Millionen Franken — von ihren in der Schweiz erwirtschafteten Profiten in die hiesige Filmproduktion investieren. Im internationalen Vergleich ist dieser Beitrag bescheiden bis lächerlich. So verlangt Frankreich von Netflix und Co. ganze 25 Prozent für die französische Filmindustrie. Die Produktion eines einzigen Filmes kostet üblicherweise bereits mehrere Millionen Franken. Nichtsdestotrotz sind 30 Millionen eine beachtliche Summe für einen Schweizer Kulturzweig, der nicht mit Geld gesegnet ist. Verglichen mit den Milliarden, die multinationale Filmkonzerne wie Walt Disney jährlich umsetzen, ist der Betrag aber verschwindend klein.

Die bürgerlichen Jungparteien rechtfertigen ihr Referendum vor allem mit dem Preis der Netflix-Abos in der Schweiz. Sie befürchten, dass diese wegen des neuen Filmgesetzes teurer werden. Tatsache ist: Die Netflix-Abos werden teurer, ob mit oder ohne neuem Filmgesetz. So hat Netflix 2021 nach 2019 erneut seine Preise angehoben – und das auch ohne neues Filmgesetz. Die Abo-Preise hängen also nicht mit gestiegenen Kosten zusammen, sondern mit Profitgier. Wichtig ist auch, dass es sich bei den vier Prozent nicht um eine Steuer handelt, welche die Streaming-Dienste an den Bund zahlen (und die der Bund dann an die Filmindustrie weiterverteilt), sondern um eine Verpflichtung der Streaming-Unternehmen, Eigenproduktionen oder Co-Produktionen in der Schweiz zu finanzieren.

Ein Zustupf für die Schweizer (Film-)Wirtschaft
Filmkonzerne erwirtschaften Millionen in unserem Land. Doch es sind die Schweizer Filmproduzent*innen, die in der Schweiz selbst Arbeit schaffen und somit der lokalen Wirtschaft helfen. Eine von Ernst & Young durchgeführte Studie kam zudem zum Ergebnis, dass für jeden in Schweizer Filmproduktionen investierten Franken drei Franken in die hiesige Wirtschaft zurückfliessen. Der Vier-Prozent-Beitrag der Streaming-Dienste an die Schweizer Filmproduktion wird so weiterverteilt an Logistik-Firmen, Transport-Unternehmen, Hotels oder Gastronomie-Betriebe.

Junge stimmen Ja
Es ist ein altbekanntes Spiel: Die Neoliberalen starten ihren Angriff auf die Kultur unter dem Deckmantel der angeblichen Interessen der Jugend. Die Jungen Grünen stellen sich dem vehement entgegen. In unserer Auffassung ist es selbstverständlich, dass multinationale Konzerne einen finanziellen Beitrag in dem Land leisten, wo sie ihre Gewinne erwirtschaften, und lokale Filmschaffende unterstützen. Verhelfen wir dem Filmgesetz gemeinsam zum klaren Sieg!

Julia Küng & Oleg Gafner
Co-Präsidium der Jungen Grünen
@jungegruene_ch