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Unser damaliger Weg zur Crypto AG führte über die Marc Rich, wie die Glencore früher geheissen hatte. Bei ihr hatten wir, die Alternativen, 1982 entdeckt, dass sie zur wichtigsten Erdöl-Lieferantin für Südafrika geworden war. Das veranlasste uns, auch andere Zuger Unternehmen bezüglich Apartheid-Kollaboration genauer anzuschauen. Und so stiessen wir 1983 auf die Geschäftsbeziehungen der Steinhauser Verschlüsselungsfirma mit dem weltweit boykottierten Rassisten-Regime.

56 Jahre CVP, 28 Jahre FDP

Weiter fanden wir heraus, dass der ehemalige CVP-Stadtpräsident Philipp Schneider als Verwaltungsrat (VR) zu den Firmengründern der Crypto AG gehörte und jenen seit 1970 präsidierte. Sein Nachfolger Walther A. Hegglin, der als Zuger Stadtpräsident 1982 VR-Mitglied geworden war, löste ihn 1988 ab. 2002 folgte der frühere FDP-Regierungs- und Nationalrat Georg Stucky, der seit 1992 dem VR angehörte. 2014 bis 2018 gehörte mit alt Ständerat Rolf Schweiger ein ehemaliger Präsident der FDP Schweiz dem VR an. So kommt die CVP auf 56, die FDP auf 28 Jahre im Verwaltungsrat einer Firma, welche die Schweizer Neutralität nicht bloss verletzt, sondern massiv missbraucht hat.

1985 führten wir eine Demo gegen die Kollaboration von Zuger Konzernen mit dem Apartheid-Regime durch. Alle anderen Parteien distanzierten sich davon. Die Crypto AG hatte das Firmengelände mit Stacheldraht abgesichert. Dies sagte mehr aus über ihr schlechtes Gewissen als über unsere Absichten. Auch 1994 blieben wir allein, als wir mit Res Stehle und Hans Bühler, der im Iran festgehalten worden war, Stehles Buch «Verschlüsselt – Der Fall Hans Bühler», vorstellten. Konzernverantwortung war im Kanton Zug bis vor wenigen Jahren bloss ein alternatives Anliegen.

Crypto-Neutralität

Im Februar 2020 bestätigten dann die «Cryptoleaks» den von Bühler und Strehle geäusserten Verdacht, dass die Verschlüsselungsgeräte im Interesse der CIA manipuliert gewesen waren. Zusätzlich kam aus, dass die Firma dem Geheimdienst der USA und bis 1993 dem deutschen Bundesnachrichtendienst BND gehört hatte. Die Neutralität der Schweiz entpuppte sich als Crypto-Neutralität. Der SVP scheint das egal zu sein. Die FDP ergriff die Flucht nach vorn, indem sie die Neutralität völlig relativierte. Die CVP schwieg sich – trotz ihren Zuger Connections – weitgehend aus. Die SP kritisierte den Skandal und forderte gemeinsam mit den GRÜNEN eine PUK. Warum aber verlangen nur diese die Publikation des Berichts Oberholzer? Wollen es die Bundesratsparteien und die GLP mit der Nato nicht verderben? Die GRÜNEN fordern völlige Transparenz.

Josef Lang
Alt-Nationalrat ZG
@josef_lang