In der Schweiz fehlen heute in vielen Berufsfeldern qualifizierte Fachkräfte. Bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie war es für Unternehmen schwierig, qualifiziertes Personal zu finden. Seither hat sich das Problem weiter verstärkt. In manchen Berufsfeldern ist absehbar, dass sich die Situation über die nächsten Jahre weiter verschlechtert. Im Gesundheitswesen beispielsweise werden bis 2029 rund 70’000 zusätzliche Pflegepersonen fehlen und auch zur Bewältigung der Energiewende sind tausende zusätzliche Fachkräfte notwendig.

Die GRÜNEN setzen sich dafür ein, dass mehr Menschen Zugang und Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, insbesondere Migrant*innen, Menschen mit Behinderungen und Elternteile mit unbezahlten Betreuungsaufgaben. Dafür müssen wir Benachteiligungen aufheben und Hürden abbauen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss verbessert werden. Und: Bund und Kantone müssen einen Fokus darauflegen, die Menschen in unserem Land für diejenigen Berufe auszubilden, welche die Fachkräfte der Zukunft ausmachen: Pfleger*innen, Solarinstallateur*innen, Lehrpersonen, Informatiker*innen, und viele mehr.

MEHR UND VIELFÄLTIGERE FACHKRÄFTE: HÜRDEN ABBAUEN DURCH GLEICHSTELLUNG, TEILHABE UND BILDUNG

Der Kampf um einen festen Platz in der Erwerbsarbeitswelt gehört zu den Kernzielen der Frauenbewegung. Die immer bessere Ausbildung und die steigende Erwerbsquote der Frauen sind Zeichen erfolgreicher Emanzipation. Sie bringen aber auch Vereinbarkeitskonflikte und Mehrbelastung mit sich, denn die Verantwortung für die unentgeltliche Care- und Familienarbeit wird nach wie vor hauptsächlich von Frauen getragen. Für die GRÜNEN ist klar: Eine tatsächliche Gleichstellung geht einher mit einer gleichmässigen Aufteilung von Familien- und Erwerbsarbeit zwischen den Elternteilen. Für Gleichstellung braucht es dringend bessere und zugänglichere Betreuungsstrukturen in der Schweiz. Denn die fehlende Elternzeit oder der Mangel an bezahlbaren Kita-Plätzen und Tagesschulen sind Hürden für Elternteile mit Betreuungsaufgaben, die es schwierig machen, im Beruf zu bleiben und innerhalb einer Organisation aufzusteigen.

Es ist dringend nötig, Hürden für die Teilhabe am Arbeitsmarkt für Geflüchtete und Menschen mit Behinderungen abzubauen. Das kommt den Arbeitgebenden zugute – vielfältige Teams erarbeiten bessere Lösungen – und fördert die selbstständige Lebensführung der Betroffenen. Ein weiterer Schlüssel für mehr Fachkräfte besteht in der Bildung. Es findet derzeit ein rascher wirtschaftlicher Strukturwandel statt, die Berufsanforderungen wandeln sich immer schneller. Für eine nachhaltige Bewältigung dieses Wandels sind mehr Anstrengungen im Bereich der öffentlich finanzierten Aus- und Weiterbildungen nötig. Es fehlen breit zugängliche Programme, welche Erwachsenen eine Umschulung und damit neue Berufsperspektiven in Branchen mit erhöhtem Fachkräftebedarf ermöglichen – beispielsweise Fachkräfte für die ökologische Wende. Es braucht einen eigentlichen Paradigmenwechsel hin zu flexibleren, erwachsenen- und familiengerechten Bildungsangeboten.

Wir GRÜNE wollen mehr und vielfältigere Fachkräfte. Das sind unsere Vorschläge für Gleichstellung, Teilhabe und Bildung:

  • Wir schaffen eine paritätische Elternzeit, dank welcher der nicht gebärende Elternteil mehr Zeit und Verantwortung für ein Neugeborenes übernimmt und die Care-Arbeit sich langfristig besser verteilt. Eine Elternzeit erlaubt es insbesondere Frauen, nach der Geburt vermehrt und in höheren Pensen in das Berufsleben zurückzukehren. Die Parität verhindert, dass alte Rollenmuster verbleiben und es doch die Mütter sind, welche länger vom Erwerbsleben fernbleiben. Wir suchen weiterhin politische Verbündete, um gemeinsam eine breit abgestützte Initiative für eine paritätische Elternzeit von mindestens 18 Wochen zu starten.
  • Wir fördern genügend, bezahlbare und qualitativ gute Kindertagesstätten, in welchen die Mitarbeitenden faire Löhne erhalten und von guten Arbeitsbedingungen profitieren. Deshalb unterstützen wir aktiv die Kita-Initiative. Und wir schaffen ein flächendeckendes Angebot an Tagesschulen – das entlastet nicht nur die Eltern, sondern sorgt auch für mehr Chancengerechtigkeit bei den Kindern. Nach dem Nationalrat überzeugen wir als nächstes den Ständerat von unserer parlamentarischen Initiative.
  • Wir fördern die berufliche Integration von Geflüchteten, indem wir die Bewilligungspflicht für die Erwerbstätigkeit von Asylsuchenden aufheben, Diplome anerkennen und den Zugang zu (Weiter-)Bildung ermöglichen. Auch abgewiesene Asylsuchende sollen eine Arbeitserlaubnis erhalten.
  • Wir erreichen eine verbesserte Integration von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt, indem wir den Diskriminierungsschutz auf private Arbeitgeber*innen ausweiten. Und wir führen verbindliche Zielvorgaben ein für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen ab einer gewissen Unternehmensgrösse.
  • Wir entwickeln und unterstützen – zusammen mit den Fachverbänden – spezifische Aus- und Weiterbildungs- sowie Umschulungsprogramme im Energie-, Bau- und Installationsgewerbe.
  • Wir lancieren ein Bildungsgutscheinprogramm in der Höhe von 300 Millionen Franken. Bildungsgutscheine haben sich als wirksames Instrument erwiesen, um die Weiterbildungen zu fördern – gerade auch von älteren und bildungsärmeren Personen. Und sie sind gleichzeitig eine grosse Chance für all die handwerklichen und technischen Berufe, welche für die Energie- und Klimawende benötigt werden, die derzeit aber nicht genügend Fachkräfte finden. Stipendien sind existenzsichernd auszugestalten.
  • Wir starten eine Ausbildungs- und Sensibilisierungsoffensive für mehr Frauen in technischen Berufen.
  • Wir starten eine Ausbildungs- und Sensibilisierungsoffensive für mehr Männer in Pflegeberufen und im Sozialbereich/Sozialwesen.

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