Die SBB hatten 2012 erstmals seit Jahren sinkende Passagierzahlen zu beklagen. Das ist ein Alarmsignal. „Anstatt den öV immer teurer zu machen und eine falsche Verlagerung vom öV zum Auto in Kauf zu nehmen, sollen mehr Kunden vom Auto auf den öV umgeleitet und die zum Teil leeren Busse und Züge in den Randzeiten besser gefüllt werden“, sagte Bastien Girod, Nationalrat ZH. „Dadurch würden die Einnahmen steigen und der öV wäre wirtschaftlicher.“

Das Billet- und Abo-Angebot im öffentlichen Verkehr muss daher so ausgestaltet werden, dass es gezielte Anreize zum Umsteigen bietet. Die Grünen haben dazu heute an einer Medienkonferenz eine Analyse mit konkreten Vorschlägen vorgestellt.

Voraussetzung dafür ist die gesetzliche Verankerung eines Verlagerungsauftrags im Personenverkehr. Ein solcher gilt heute nur für den alpenquerenden Güterverkehr. „Die Grünen werden im Parlament einem Vorstoss für einen Verlagerungsartikel im Personenbeförderungsgesetz einreichen. Demnach soll das Angebot im öffentlichen Verkehr so gestaltet werden, dass es das Umsteigen vom Auto auf den öV fördert“, erläuterte Antonio Hodgers, Fraktionspräsident der Grünen, an der Medienkonferenz.

Weg vom Einheitstarif
Wichtiges Instrument zur Verlagerung im Personenverkehr ist ein attraktives Billet- und Abo-Angebot für Personen, die selten den öV benutzen oder flexibel sind und auch in Randzeiten unterwegs sein können. Für die Ausgestaltung der Tarife machen die Grünen folgende Vorschläge:

  • Niedertarife für die Randzeiten an Stelle des heutigen Einheitstarifes, der immer und überall gilt;
  • Neue Bahnkarte 25%, mit der die Einzelbillete analog zum Halbtax-Abo um 25% vergünstigt werden. Die Bahnkarte 25% soll günstiger als das Halbtax-Abo sein;
  • Neue GA-Angebote, die nur während den Randzeiten gültig sind.

Diese Vorschläge haben die Grünen in ihrer Stellungnahme zur Sortimentsentwicklung im öV eingebracht. „Nun ist die Branche gefordert, ein Angebot zu entwickeln, welches das Umsteigen vom Auto auf den Bus und die Bahn fördert“, sagte Aline Trede, Nationalrätin BE.

Verursachergerechte Preise
Langfristig sollen die Transportkosten verursachergerecht finanziert werden: Wer die Infrastrukturen stärker nutzt, soll aus Sicht der Grünen auch mehr bezahlen. Dieses vom Bundesrat geplante Mobility Pricing muss verkehrsträgerübergreifend eingeführt werden, also für Strasse und öV gemeinsam und den Grundsatz der Verlagerung des Strassenverkehrs zum öV unterstützen. „Auf keinen Fall darf das neue System den öV gegenüber der Strasse ausbremsen“, fordert Co-Präsidentin Regula Rytz.

Der Strassenverkehr verursache heute rund 8 Milliarden Franken externe Kosten pro Jahr, der Schienenverkehr 0.5 Milliarden. Der öV ist dem Strassenverkehr also nicht nur punkto Flächenverbrauch und CO2-Ausstoss, sondern auch volkswirtschaftlich überlegen. „Dies muss bei der Verkehrsfinanzierung stärker berücksichtigt werden“, ist Rytz überzeugt.