Adèle, nach 16 Jahren kehrst du der Bundespolitik den Rücken. Mit welchen Gefühlen gehst du? 

In erster Linie bin ich dankbar. Es war ein Privileg, sich in all diesen Jahren in Bern für die grünen Werte einsetzen zu dürfen. Und für mich persönlich war es eine unglaublich intensive Erfahrung.  

Was hat dich zu deinem langjährigen Engagement motiviert? 

Die Überzeugung, dass die aktuelle Situation für die Generation unserer Kinder eine grosse Ungerechtigkeit darstellt. Wir müssen unsere Verantwortung wahrnehmen, damit auch unsere Kinder und ihre Kinder noch gute Lebensbedingungen auf diesem schönen Planeten vorfinden. Die ökologischen Lösungen sind da, wir müssen sie nur umsetzen.  

Was ist dein schönster Erfolg?  

Zweifellos, dass wir erste Massnahmen für die Kreislaufwirtschaft auf die Agenda gesetzt und dann ausgearbeitet haben. Zusammen mit anderen Waadtländer GRÜNEN konnte ich die Geschäftsleitung der GRÜNEN Schweiz davon überzeugen, 2010 die Initiative für eine Grüne Wirtschaft zu lancieren. Nachdem 2015 der Gegenvorschlag abgelehnt wurde, leitete ich zusammen mit Bastien Girod die Abstimmungskampagne. 2019 reichten wir dann das Vorstosspaket im Parlament ein, das zur aktuellen Revision des Umweltschutzgesetz zugunsten der Kreislaufwirtschaft führte.  

Deine grösste Enttäuschung?  

Die Ablehnung des CO2-Gesetzes durch das Volk im Jahr 2021 war schockierend. Glücklicherweise konnten wir danach das Klimaschutzgesetz ausarbeiten, das die Stimmbevölkerung im Juni angenommen hat. Man muss immer beharrlich und vor allem flexibel bleiben. Wir GRÜNE haben unsere Ziele klar vor Augen, aber wir bleiben offen bezüglich der Instrumente, mit denen wir sie erreichen können.   

Wir sind eine Partei der Pionier*innen. Das bedeutet, dass der Weg lang sein kann, manchmal steil und verschlungen. Aber die Zeit gibt uns Recht.   

Welche Botschaft hast du für junge Menschen, die sich politisch engagieren möchten?  

Ich kann sie nur ermutigen! Die Politik ist ein wichtiger Hebel für den ökologischen Wandel, wir müssen ihn nutzen. Wir haben grosses Glück, in einer Demokratie zu leben, die uns die Möglichkeit dazu bietet. Individuelles Engagement ist zwar unerlässlich, reicht aber nicht aus. Mithilfe der Politik können wir die Rahmenbedingungen ändern, damit ökologische Lösungen für alle zugänglich werden und sich durchsetzen. Es gibt nur wenige junge Menschen in der Politik, obwohl sie am meisten von unseren Entscheidungen betroffen sind. Wir brauchen ihr Engagement.   

Adèle Thorens 

Ehemalige Ständerätin VD 

Vielen herzlichen Dank!

Mit dem Ende der Legislaturperiode verlassen mehrere GRÜNE, die ihren Sitz bei den Wahlen verloren haben, das Bundeshaus: Kurt Egger, Nationalrat TG, Natalie Imboden, Nationalrätin BE, Lisa Mazzone, Ständerätin GE, Isabelle Pasquier-Eischenberger, Nationalrätin GE, Valentine Python, Nationalrätin VD, Meret Schneider, Nationalrätin ZH. Die GRÜNEN danken ihnen von ganzem Herzen für ihre immense Arbeit und ihren unermüdlichen Einsatz für die grünen Werte.