Bis ich 17 war, störte ich niemanden. Dann entdeckte ich den Feminismus für mich. Von da an ging es «bergab». Ich begehrte auf. Ich begann, die kleinen Dinge zu bemerken: Schon wieder schnitt er mir das Wort ab. Der Lehrer, der die Schülerin anzüglich anstarrte. Liebe? Aber bitte nur mit Männern. Ich war damals im Biologiestudium. Die Gespräche mit Mitstudent*innen haben mich politisiert.  

Im Studium diskutierten wir viel über die Biodiversitätskrise. Ich begann, an den Klimastreiks teilzunehmen und wurde Teil des Studierendenrats. Ich vertiefte mich noch weiter in die feministische Literatur und war begeistert. Nach dem Biologiestudium studierte ich deshalb weiter. Dieses Mal Soziologie.   

Dann ging auf einmal alles schnell. Ich vertiefte mich in Geschlechterthematiken und in Nachhaltigkeit – und rutschte in verschiedene feministische und queere Kollektive hinein. Meine Diplomarbeit schrieb ich über alternative und queere Pornos. Ich wollte die Sexualität aus der Tabu-Ecke holen, sowohl an der Uni als auch in der Politik. Ich gewann an Erfahrung, festigte meine Meinungen, engagierte mich. Sprechen, wenn man uns gelehrt hat, zu schweigen, ist revolutionär. Als ich schliesslich zu den Jungen Grünen Freiburg stiess, war ich bereit.  

Ein Schritt folgte auf den nächsten. Zuerst wurde ich in den Vorstand der Jungen Grünen Freiburg gewählt, danach in den Freiburger Generalrat. Ich wurde Vize-Generalsekretärin der Jungen Grünen Schweiz – und ein Jahr später deren Co-Präsidentin. Als man mich fürs Co-Präsidium anfragte, antwortete ich zwar mit «wieso nicht?» – aber innerlich zitterte ich. Meine anfänglichen Ängste konnte ich mittlerweile überwinden. Heute bin ich glücklich, die Herausforderung angenommen zu haben und gemeinsam mit vielen Mitstreiter*innen Teil der besten Jungpartei der Schweiz zu sein. 

Und ja, es stimmt: Ich will die Welt retten. Nichts weniger. Im Ernst : Es kann doch nicht sein, dass die Schweiz ihre Verantwortung angesichts der Klimaerhitzung völlig ignoriert. Es braucht einen Systemwandel, der Ökologie, Gleichheit und Antikapitalismus miteinander verbindet. Es braucht die ökofeministische Wende – oder aber, wir zerstören weiter unsere eigenen Lebensgrundlagen. 

Ich wünsche mir, dass das Wahljahr 2023 zum Wendepunkt wird. Für Klimagerechtigkeit, Solidarität und internationale Verantwortung. Die Zeiten des Stillseins, der Zurückhaltung sind vorbei. Seien wir laut. Stören wir die Mächtigen. Holen wir uns unsere Zukunft!  

Margot Chauderna 
Co-Präsidentin Junge Grüne Schweiz 
Generalrätin in Freiburg