Die planetaren Grenzen sind ein wissenschaftliches Konzept, das den sicheren Spielraum für unser Überleben auf der Erde definiert. Ein Überschreiten der Grenzwerte verursacht Veränderungen der ökologischen Rahmenbedingungen und erhöht das Risiko für eine Destabilisierung des Erdsystems, welches die menschliche Zivilisation ermöglicht. Nebst der chemischen Verschmutzung überschreiten wir die planetaren Grenzen heute bereits in den Bereichen Klima, Biodiversität, Landnutzung und Überdüngung.

Chemische Belastung nimmt stetig zu
Die Anzahl und Menge der chemischen Substanzen steigt rasant an. Wir brauchen sie für technologische Geräte, Medikamente oder Lebensmittel. Seit 1950 hat sich die weltweit verwendete Chemikalienmenge verfünfzigfacht. Die Forschenden beurteilen die Grenze der «Einbringung neuartiger Substanzen» als überschritten, weil die Gefahrenbeurteilung und die Regulierung neuer Chemikalien nicht mit ihrer Markteinführung mithalten kann. Wir verlieren die Kontrolle und potenziell giftige Stoffe gelangen in die Umwelt. Eine aktuelle Studie der ETH zeigt zudem, dass die Chemikalienproduktion auch weitere planetare Grenzen, unter anderem Klima und Biodiversität, negativ beeinflusst. Dies insbesondere, weil für die Herstellung von Chemikalien oftmals fossile Energien verwendet werden.

Handeln statt hoffen
Angesichts der Warnungen aus der Wissenschaft ist klar, dass wir schleunigst Wege finden müssen, die wichtigsten Chemikalien nachhaltig zu produzieren und mit weniger auszukommen. Unsere Hoffnung, dass das ohne unser Engagement passiert, ist gering. Denn obwohl wir andere planetare Grenzen bereits seit Jahren überschreiten, handeln die Entscheidungstragenden in Politik und Wirtschaft nicht. Die Belastungen nehmen zu und das Risiko für ein Kollaps der Ökosysteme steigt. Dabei liegen die Lösungen auf der Hand. Wir brauchen Investitionen in den ökologischen Umbau, nachhaltigen Handel, Suffizienz sowie verbindliche Gesetze für die Umwelt. Ab diesem Frühling sammeln wir wieder Unterschriften auf der Strasse. Es braucht die Umweltverantwortungsinitiative – sie verpflichtet die Schweiz, das Selbstverständliche zu tun: Die Erde nicht zu zerstören und eine lebenswerte Zukunft für alle zu ermöglichen.

Julia Küng und Oleg Gafner
Co-Präsidium Junge Grüne Schweiz