Mit Erscheinen dieses Beitrags ist es beinahe auf den Tag genau zwanzig Jahre her, dass ich im Berner Oberland als Velofahrer mit einem Car kollidierte und dabei den Kürzeren zog. In diesen zwanzig Jahren lernte ich, mit einer Querschnittlähmung und ihren Folgen zu leben. Im Handbikesport fand ich zuerst ein Hobby, dann einen Beruf, der mir neue Perspektiven eröffnete, mich erfüllte und mich einige Erfolge feiern liess. 

Eine wichtige Eigenschaft im Spitzensport ist Hartnäckigkeit und ein Tunnelblick. Was links und rechts passiert lenkt nur ab. Mir war es dennoch stets ein Anliegen, über den Tellerrand hinaus zu blicken. Doch reichte dieser Blick in den meisten Fällen dann doch nur bis zum den Teller umgebenden Besteck. Als Athletenvertreter setzte ich mich für einen stärkeren Fokus auf das Wohl der Athlet*innen ein. Mir schien, als sei dies ab und an in Vergessenheit geraten. 

Den GRÜNEN trat ich aus umwelt- und gesellschaftspolitischen Gründen bei. Themen wie die UNO-Behindertenrechtskonvention sagten mir wenig. Von Inklusion hatte ich auch schon gehört, aber erst im Herbst meiner Karriere öffnete sich mein Blickfeld, was die breite Inklusionsdebatte anbelangt und wie viel diese mit dem Sport gemein hat. 

Unter dem Titel Athletenvertretung erhalten Athlet*innen im Sport mittlerweile ein gewisses Äusserungsrecht, ohne sich (grössere) Sorgen um ihren Kaderstatus etc. machen zu müssen. In der Inklusionspolitik ist es mit dieser Selbstvertretung aber noch ein weiter Weg. Allzu oft werden Entscheidungen über die Köpfe von Menschen mit Behinderungen hinweg getroffen. In vielen Gremien sind Menschen mit Behinderungen nur spärlich oder gar nicht vertreten (looking at you, Nationalrat). Dabei sind wir Menschen mit Behinderungen die besten Fachpersonen, wenn es um unsere Anliegen geht. 

Erst im Rückblick, mit zunehmender Distanz, wurde mir bewusst, wie oft ich in meiner Karriere an reinen Behindertensportanlässen teilnahm. Wo ich mich doch in all diesen Jahren primär als «Gümmeler» und nicht als Behindertensportler sah. Integrierte Events waren und bleiben die Ausnahme. Doch sind es gerade diese Ausnahmen, die es Sportler*innen mit Behinderungen ermöglichen, auf die ganz grosse Bühne zu treten und zu zeigen, zu welchen Leistungen sie fähig sind. 

Ich wünsche mir, mit meinem (politischen) Engagement mehr Menschen für das Thema Inklusion zu sensibilisieren. Denn diese Inklusion gilt es endlich in die ganze Gesellschaft zu tragen, damit Menschen mit Behinderungen ihre Talente überall zur Geltung bringen und selbstbestimmt und gleichberechtigt ihr Leben bestreiten können. 

Tobias Fankhauser 
Nationalratskandidat BL