Meine nicht-heteronormative Identität hat mich zum Aktivisten gemacht, noch bevor ich selbst realisiert habe, was Queersein auch bedeutet: Dass ich vermehrt Gewalt ausgesetzt bin, dass meine Fähigkeiten ständig hinterfragt werden, dass mir mein Platz in der Gesellschaft abgesprochen wird. Heute ist meine Antwort darauf klar: kämpferisches Engagement – im Gemeinderat und auf anderen Bühnen.

Im Zentrum meines Aktivismus steht das tiefe Verlangen nach Gerechtigkeit und nach Respekt. Bei Diskriminierung und Willkür kann ich nicht einfach zusehen. Darum erhebe ich meine Stimme – online und in den gedruckten Medien – z.B. gegen die sexistische Werbung von verschiedenen Lebensmittelriesen. In meinem Master in Geschlechterforschung befasse ich mich zudem mit den Lebensrealitäten der am wenigsten sichtbaren – und gleichzeitig am verletzlichsten – Mitgliedern der LGBTIQ+ Community, allen voran rassifizierten und/oder als «verweiblicht» angesehenen LGBTIQ+ Menschen.

Vom queer-feministischen und antikapitalistischen Online-Aktivismus bin ich schliesslich auf die Politik gekommen – eine neue Herausforderung. Da für mich von Anfang an klar war, dass – egal welche – Politik nur Sinn macht, wenn sie sich auch für unser aller Lebensgrundlage – die Erde – einsetzt, habe ich mich für die GRÜNEN entschieden. Im Parlament bin ich Teil von drei verschiedenen Kommissionen. Meinen Platz habe ich mir mehr als verdient: Mit harter Arbeit, Fachwissen und einem Willen dazuzulernen. Man kann mich für gewisse Aspekte meiner Identität kritisieren, aber nicht für meine Berechtigung hier zu sein.

 

Nach einem Jahr im Gemeinderat darf ich mich über die ersten Erfolge freuen: Die Schaffung eines Energiebeauftragten für Nyon, ein Aktionsplan für eine grössere Präsenz von Frauen im öffentlichen Raum (z.B. Strassennamen), die Bekämpfung an Tagesschulen von chemischen Substanzen, welche den Hormonhaushalt von Kindern stören. Schliesslich ist Nyon dank einem weiteren Postulat von mir auf bestem Weg, sich dem «Rainbow Cities Network» anzuschliessen und so die LGBTIQ+ Rechte besser zu schützen.

Ich mache Politik aus Überzeugung: Für ein Gesundheitssystem, das allen offensteht. Für mehr soziale Gerechtigkeit. Für eine Schweiz, in der sich jeder Mensch in Sicherheit fühlen kann. Für ein Asylsystem, das das die Menschlichkeit ins Zentrum rückt. Für eine solidarische Bekämpfung der Klimakrise

Schlussendlich sind es die Menschen, die die Politik ausmachen. Darum: Machen wir die Politik diverser, wählen wir Menschen, die sich für eine gerechte und solidarischere Welt einsetzen, und verändern wir so die Politik. Denn obwohl wir GRÜNE auf ganz verschiedenen Bühnen für unsere Überzeugungen einstehen, wissen wir alle: Den Wandel schaffen wir nur gemeinsam.

Marius Diserens
Gemeinderat Nyon
Instagram : @marius.diserens