Am Donnerstag behandelt der Nationalrat über ein Dutzend Vorstösse zum Wolf. Ein Teil möchte den Schutz für Wölfe und weitere in der Schweiz seltene Grossraubtiere schwächen oder sogar ganz aufheben. Dies wäre eine Schande – und ein Hohn im Jahr der Biodiversität.

Zwei Grüne Vorstösse bieten bessere und konstruktive Lösungen. Adèle Thorens Goumaz (VD) verlangt in ihrer Motion, die Massnahmen zum Schutz der Herden vor Grossraubtieren zu stärken und die dafür verfügbaren Mittel schrittweise zu erhöhen. Verbessert werden sollen insbesondere die Ausbildung der Hirtinnen und Hirten, die Mobilität der kleinen Herden sowie die Erziehung und Überwinterung der Hirtenhunde.

Franziska Teuscher (BE) verlangt in ihrer Motion, dass die ständige Behirtung von Schafherden im Sömmerungsgebiet Bestandteil des ökologischen Leistungsnachweises wird. Dadurch erhalten Schafhalter einen Anreiz, eine möglichst sichere und ökologische Schafhaltung zu betreiben.

Märchen à la Rotkäppchen
Trotz Schutzmassnahmen auf dem Papier ist die Ansiedlung ganzer Wolfspopulationen in den vergangenen 15 Jahren nicht gelungen. Der Wolfsbestand beschränkt sich auf Einzeltiere, die als Bedrohung dargestellt werden. Die Schreckensszenarien, die gezeichnet werden, erinnern an Märchen wie „Rotkäppchen und der Wolf“. In Wahrheit werden nur etwa ein Prozent der Schafe, welche nicht an Altersschwäche oder auf der Schlachtbank sterben, vom Wolf getötet. Die anderen 99 Prozent verenden meist an Krankheiten, verhungern, weil sie im Geröll steckenbleiben, oder verunfallen.

Besorgniserregend ist, dass die Jäger den Wolf zum Abschuss frei geben wollen, weil er das Wild scheu macht. Zur Biodiversität gehört aber, dass sich die Natur selber regulieren kann. Die Grünen lehnen eine Regulierung von geschützten Arten aufgrund von Jagdeinbussen klar ab, ebenso die Aufweichung oder gar Abschaffung des Artenschutzes in der Schweiz durch eine Kündigung der Berner Konvention.