Das Votum am Sonntag war ein ausgrenzendes Ja und hat nichts mit Gleichstellung zu tun. Im Gegenteil – betroffen sind die muslimischen Frauen, welchen die Stimmberechtigten ein fatales Signal gesendet haben. Das Ja vom Sonntag war kein Beitrag für deren Integration und für den Dialog, sondern ein Fusstritt gegen die Religionsfreiheit, die Chancengerechtigkeit und die Gleichstellung.

Minarette, einzelne Frauen, die Burkas tragen und Zwangsheiraten sind nicht schuld daran, dass die Gleichstellung der Frauen in der Schweiz noch nicht realisiert ist. Es ist lächerlich, dass sich in diesen Tagen ausgerechnet diejenigen Politikerinnen und Politiker so sensibel für Gleichstellungsfragen zeigen, die sonst alle Vorstösse zu diesem Thema abschmettern. Unter dem Deckmantel der Gleichstellung ein Burka-Verbot zu fordern, ist purer fremdenfeindlicher Populismus.

Es bleibt viel zu tun
Ja, es gibt noch viel zu tun, um die Gleichstellung zu realisieren. Solange das Recht auf den gleichen Lohn noch immer nicht durchgesetzt ist, solange es für berufstätige Mütter ein Hürdenlauf bleibt, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, solange in der Schweiz Krippenplätze für 120‘000 Kinder fehlen, solange die Frauen nicht selbstverständlich in den obersten Etagen aller Firmen mitmischen – solange existiert die Gleichstellung nur auf dem Papier.

Es bleibt umso mehr zu tun, da wir uns in einer tiefgreifenden Krise befinden, in der zahlreiche Errungenschaften des jahrzehntelangen Kampfes für Gleichstellung in Gefahr sind. Widmen wir uns also den wirklichen Problemen und lassen uns nicht auf den Pfad einer Pseudo-Gleichstellungspolitik führen, die einzig und allein Ausgrenzung zum Ziel hat und deren Vertreterinnen und Vertreter sofort wieder abspringen werden, wenn es um tatsächliche Gleichstellungsziele geht.