Balthasar, in weniger als zwei Monaten wirst du den Vorsitz der GRÜNEN abgeben. Wie fühlst du dich? 
Ich bin motiviert! Die GRÜNEN bleiben für mich eine Herzensangelegenheit. Ich möchte den Stab mit so wenig offenen Baustellen wie möglich weitergeben.

Wenn du auf deine vierjährige Präsidentschaft zurückblickst, worüber freust du dich am meisten? 
Den enormen Anstieg unserer Mitgliederzahl, die während meiner Präsidentschaft fast um die Hälfte gestiegen ist.

Was ist deine beste Erinnerung? 
Das klare Ja zum Klimaschutz-Gesetz. Ich war von Anfang an bei der Ausarbeitung der Gletscherinitiative dabei. Dann habe ich im Parlament hinter den Kulissen mit Bastien Girod daran gearbeitet, dass es einen starken Gegenvorschlag gibt. Und schliesslich bin ich als Parteipräsident auch für den Erfolg der Ja-Kampagne mitverantwortlich. Ein Beispiel dafür, wie sich die Arbeit im und ausserhalb des Parlaments und bei Kampagnen erfolgreich ergänzen.

Und was bedauerst du? 
Dass wir es nicht geschafft haben, unser sehr ehrgeiziges Ziel zu erreichen, das historische Wahlergebnis von 2019 zu bestätigen oder gar zu übertreffen. Das schmerzt mich als Parteipräsident. Aber auch ganz persönlich, als Vater einer sechsjährigen Tochter: Ihre Zukunft hängt konkret davon ab, wie schnell es uns gelingt, das Klima hier und weltweit zu schützen, die biologische Vielfalt zu erhalten, das soziale Gleichgewicht und die Demokratie zu stärken!

Was wird das “Erbe Glättli“ sein, dass du den GRÜNEN hinterlässt?
Ich habe versucht, die grünen Wurzeln der Wachstumskritik und der Kritik an der Wegwerfgesellschaft klarer zu formulieren. Und die Grundlage und den Kern grüner Politik ins Zentrum zu stellen: Die Sorge um das Lebendige, um die Natur und um die anderen Menschen.

Als Parteipräsident ist der Druck insbesondere durch die Medien immens. Wie bist du damit umgegangen?
Meine Erfahrung hat mir sicherlich geholfen. Meine Fähigkeit, mir kritische Artikel nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen, ebenfalls. Gelassenheit ist eine gute Verbündete, auch wenn man sie leider nicht lernen kann. Ich glaube, ich habe sie manchmal in den richtigen Momenten gefunden (lacht).

Welchen Rat möchtest du der/den Person/en geben, die das Präsidium übernehmen wird/werden?
Wir GRÜNE müssen weiterwachsen, um unsere Initiativ- und Referendumskraft zu stärken.

Ab April, dem Ende deiner Amtszeit als Präsident, wirst du wieder mehr Freizeit haben. Was hast du damit vor?
Ich bleibe ein engagierter Nationalrat und werde da wieder mehr Zeit investieren können. Darauf freue ich mich! Mein persönliches politisches Ziel für diese Legislaturperiode ist es, die Debatte über ein allgemeines Antidiskriminierungsgesetz in der Schweiz voranzutreiben und dafür parteiübergreifende Unterstützung zu finden. Die Entwicklung der künstlichen Intelligenz birgt nämlich die Gefahr, dass es zu neuen, schwerwiegenden Diskriminierungen kommt. Ich freue mich aber auch auf Wochenenden ohne Medienanrufe. Besuche von Freunden. Und ich werde mich ganz einfach ein wenig ausruhen.