Der öV ist dem Auto bei allen Umweltzielen überlegen. Um die Umweltbelastung der Mobilität zu senken, ist es entscheidend den Anteil des öffentlichen Verkehrs (öV) durch Verlagerung vom motorisierten Individualverkehr (MIV) zu erhöhen. Dies verlangt nach einer stetigen Verbesserung des Angebotes. Dazu kann eine Reform der öV-Preise beitragen, indem a) durch die Erhöhung der Wirtschaftlichkeit die Erweiterung des Angebotes unterstützt und b) der Anreiz zum Umstieg vom MIV auf den öV erhöht wird.

Problem: Das heutige Preissystem ist für gewisse NutzerInnengruppen zu teuer und hält sie so von einem Umstieg von MIV auf öV ab. Zudem ist die Auslastung des öV im Tagesverlauf sehr unterschiedlich. Die zunehmende Konzentration in den Hauptverkehrszeiten erhöht den Druck auf einen teuren Ausbau der Spitzenkapazitäten.

Lösung: Durch ein differenziertes Preissystem soll die umweltfreundliche Mobilität weiterhin ausgebaut und die Wirtschaftlichkeit des öV insbesondere in den Randzeiten verbessert werden. Aufgrund einer genaueren Betrachtung der heutigen Preise des öV und des Vergleichs mit Kosten des MIV sind folgende Anpassungen des Preissystems anzustreben:

  • Neue KundInnen durch Reduktion der Einstiegskosten: Für AutofahrerInnen welche die Bahn wenig benutzen und deshalb kein öV-Abonnement besitzen (über 50% der Bevölkerung), sind die variablen Kosten für das Bahnfahren deutlich höher als für das Autofahren. Sie betragen typischerweise 50 Rappen pro Kilometer während die variablen Kosten des Autos bei 25 Rappen liegen. Um dieser Personengruppe den Ein- und Umstieg auf den öV zu erleichtern, sollen die Preise für Einsteiger und Gelegenheitsfahrerinnen gesenkt werden.
  • Bessere Auslastung: Die Finanzierung des öV-Ausbaus liesse sich deutlich verbessern, wenn die Auslastung erhöht würde. Mit den heutigen Preisen besteht dazu aber wenig Anreiz. Die Preise sind zu Stosszeiten gleich hoch wie zu Randzeiten. Mit neuen Tarifangeboten soll die Auslastung in den Randzeiten und damit die Wirtschaftlichkeit erhöht werden.
  • Niedrigere Klassendifferenz: Mit der heutigen fixen Tarifierung ist die 1. Klasse nur zu den Stosszeiten richtig ausgelastet. Ansonsten ist sie im Vergleich zu 2. Klasse sehr wenig ausgelastet. Durch eine niedrigere Preisdifferenz zur 1. Klasse in den Randzeiten könnte die 1. Klasse besser ausgelastet werden, was die Finanzierung wie auch den Fahrkomfort erhöht.
  • Streckenpreis sinkt nicht auf null: Mit den heutigen Preissystem zahlen Bahnfahrende, welche mehr als 30‘000 km pro Jahr mit dem öV zurücklegen, einen Preis von 10 Rappen, während schon nur die Treibstoffkosten beim Auto 10 Rappen ausmachen. Weil im Unterschied zum Auto in der Bahn auch noch gearbeitet werden kann, ist hier die Bahn ausser Konkurrenz. Vielbahnfahrende sollen weiterhin durch günstigere Preise belohnt werden, jedoch nicht um Faktor 5. Damit lässt sich die Finanzierung des öV verbessern. Dieses Ziel lässt sich aber nur mit Mobility-Pricing ohne negative Umsteige-Effekte erreichen.