Klimaerhitzung: Wir wollen nicht länger die menschlichen und finanziellen Kosten des Nichtstuns tragen
Der vergangene Sommer hat uns auf brutale Weise gezeigt: Extremwettereignisse werden infolge der Klimaerhitzung häufiger und stärker. Dringendes Handeln ist nötiger denn je. Der CO2-Ausstoss muss rasch gesenkt werden. Es braucht aber auch Massnahmen, um uns vor der neuen Realität zu schützen und um uns an sie anzupassen. Dafür benötigen die Städte und Kantone Geld und Unterstützung des Bundes. Die GRÜNEN haben heute an einer Medienkonferenz Lösungen präsentiert und gefordert, dass aus dem Nationalstrassenfonds auch finanzielle Mittel für die Klimaanpassung zur Verfügung gestellt werden.
Die Klimaerhitzung prägt unseren Alltag zunehmend. Die Schweiz ist besonders betroffen. Das haben die teils dramatischen Wetterereignisse dieses Sommers, z.B. im Tessin und im Wallis, gezeigt. Der Temperaturanstieg ist in der Schweiz doppelt so hoch wie der globale Anstieg. «Neben der Senkung der Treibhausgasemissionen, rückt leider immer mehr die Klimaanpassung ins Zentrum. Städte, Kantone und der Bund müssen ehrgeizig und koordiniert handeln zum Schutz der Bevölkerung und der Umwelt», so Aline Trede, grüne Fraktionspräsidentin, in ihrem Eröffnungsvotum. Besonders dramatisch war die Lage im Tessin, wo Unwetter und Murgänge in der Nacht den oberen Teil des Vallemaggia verwüstet und mehreren Menschen das Leben gekostet haben. Die Region ist immer noch von den Folgen der Katastrophe betroffen. «Vor Ort begegnete ich Menschen unter Schock, voller Trauer und Ohnmacht», so Samantha Bourgoin, Vize-Präsidentin der GRÜNEN Schweiz und Koordinatorin der Verdi di Ticino. Sie betont aber auch: «Es braucht jetzt einen Fonds, der rasch die Mittel für den Wiederaufbau und eine an die neuen klimatischen Bedingungen angepasste Infrastruktur bereitstellt.» (Motion Verdi del Ticino)
Bergkantone und Städte gefordert
Auch im Wallis haben Extremwetter riesige Schäden verursacht. Umso entscheidender: «Der Kanton Wallis stimmt im November über ein Klimagesetz ab, das auch die Klimaanpassung verankert. Der Verwaltung werden damit wichtige Handlungshebel in die Hand gelegt», betont Christophe Clivaz, Nationalrat VS, und seinerzeit Stadtrat und Initiator des Projekts AcclimataSion. Das mittlerweile zehnjährige Projekt setzt bei der Stadtplanung systematisch auf Grünflächen und Wasserkreisläufe. Es leistet einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Hitze, der Förderung der Biodiversität und der Verhinderung von Überschwemmungen. «Klimaschutz und Klimaanpassung sind für einen Bergkanton besonders wichtig. Wenn das auch die bürgerlichen Politiker einmal anerkennen, geht es plötzlich schnell», fasst Clivaz die Erfahrungen aus Sion zusammen.
Der Kampf gegen Hitzeinseln und die gesundheitlichen Folgen von Hitzewellen fordert die Städte heraus. Die Stadt Basel installierte Sonnenschirme und Wassersprinkler. Das reicht aber nicht, denn die Hitze bleibt. «Wir brauchen mehr Grünflächen in den Städten und Bäume, die Schatten spenden», beschreibt Anina Ineichen, Grossrätin und Regierungsratskandidatin ihre Vision für kühle Städte. In den Städten ist die Hitze zunehmend ein Problem der öffentlichen Gesundheit, ganz besonders für ältere Menschen.
Die Betroffenen nicht allein lassen
Es gibt Lösungen, für die aber oft die finanziellen Mittel fehlen. «Kleine Gemeinden, ohne grosse Verwaltung und grosses Budget, dürfen mit den Folgen der Klimaerhitzung nicht allein gelassen werden. Der Bund muss für solche Fälle finanzielle Unterstützung vorsehen», unterstreicht Aline Trede. Darum reicht die Grüne Fraktion ein Vorstosspaket ein. Sie verlangt unter anderem, dass Klimaanpassungmassnahmen über den Nationalstrassenfonds finanziert werden. «Der Verkehr ist in der Schweiz der grösste Treiber der Klimaerhitzung. Nach Verursacherprinzip soll er auch die Konsequenzen der Klimaerhitzung finanzieren», so Trede. Weiter verlangen die GRÜNEN eine Flexibilisierung der Teilzeitarbeit für von den Extremwettern besonders betroffene Unternehmen, die ihre Tätigkeit einstellen müssen und dies nicht sofort ankündigen können. Die Klimaerhitzung ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, deren Konsequenzen – die Klimaanpassung – solidarisch getragen werden müssen. Dazu gehört, dass die Schweiz ihre globale Verantwortung wahrnimmt, und die ärmsten Länder dieser Welt bei der Klimaanpassung unterstützt.