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Biodiversitätsverlust, Wasserverschmutzung, Verlust der Bodenfruchtbarkeit – die Folgen der industriellen Landwirtschaft sind schon lange bekannt. Jetzt haben sich die Schadstoffe im Wasser und in den Böden angereichert und fast täglich berichten die Medien von überschrittenen Höchstwerten im Trinkwasser. Mit der neuen Agrarpolitik (AP22+) sollten diese Probleme nun angegangen werden. Doch der Agrarlobby gingen sogar diese massvollen Schritte hin zu einer nachhaltigen Produktion zu weit. Mit massivem Druck und einem Kuhhandel gegen die Konzernverantwortungsinitiative erreichte sie die Sistierung der AP22+. In den nächsten Jahren wird es in der Agrarpolitik also keine Bewegung geben und die Probleme werden sich weiter verschärfen. Doch mit der Trinkwasser- und der Pestizid-Initiative können wir nun das Ruder herumreissen.

Lösung der dringendsten Probleme

Pestizide und Nährstoffüberschüsse, die unsere Böden und Gewässer belasten – die dringendsten Probleme der Landwirtschaft – werden mit den beiden Initiativen endlich angegangen. Dabei ergänzen sich die beiden Initiativen inhaltlich. Die Pestizid-Initiative verbietet den Pestizideinsatz und umfasst auch die Importe. Sie verhindert so, dass auf die Einfuhr von belasteten Lebensmitteln ausgewichen wird. Und die Trinkwasser-Initiative fordert neben dem Verzicht auf Pestizide, dass die Betriebe einen an ihre Fläche angepassten Tierbestand halten. So werden die Böden und Gewässer von den Nährstoffen entlastet, die mit den immensen Futtermittelimporten in die Schweiz gebracht werden.

Chance für Bäuerinnen und Bauern

Die über 7’000 Biobetriebe in der Schweiz beweisen seit Jahren, dass eine Lebensmittelproduktion ohne synthetische Pestizide möglich ist. Auch die Wissenschaft ist bereit, diesen Weg einzuschlagen. Agroscope, das Kompetenzzentrum der Schweiz für landwirtschaftliche Forschung, hat sich das Ziel einer pestizidfreien Produktion gesetzt und gemeinsam mit 20 Forschungsstellen aus Europa ein entsprechendes Memorandum unterzeichnet. Die Umsetzungsfristen der Initiativen von 8 bzw. 10 Jahren geben der Landwirtschaft und der Forschung genug Zeit, um auf eine nachhaltige Produktion umzustellen. Die Importabhängigkeit der Landwirtschaft bei den Futtermitteln, Pestiziden, Kunstdünger und Treibstoffen wird abnehmen und die Direktzahlungen werden vermehrt den Betrieben selber zugutekommen und nicht mehr im Speckgürtel um die Landwirtschaft versickern. Am meisten profitieren werden deshalb die Bäuerinnen und Bauern. Sie können sich aus der Abhängigkeit von der Agrarindustrie und dem Zwang, immer günstiger immer mehr zu produzieren, befreien.

Kilian Baumann
Nationalrat BE
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