Plötzlich nach zwei Jahren entdeckt die SVP Mängel bei der Agrarpolitik. Dieser Stimmenfang bei den Bauern ist unglaubwürdig und erst noch kreuzfalsch.
Maya Graf, Nationalrätin BL

Die aktuelle Agrarpolitik benachteilige die produzierende Landwirtschaft. Dies behauptet die SVP heute an ihrer Pressekonferenz und pfeift zum Angriff gegen die neue Agrarpolitik. Produzierende Familienbetriebe müssten daher gestärkt, die Extensivierung gestoppt werden. Mit dieser Forderung geht die Partei auf Stimmenfang bei Bäuerinnen und Bauern.

Mitte Juni hat das Bundesamt für Landwirtschaft noch eine ganz andere Bilanz nach dem ersten Jahr mit der neuen Agrarpolitik 2014–2017 gezogen: Die Milch- und die Fleischproduktion sind leicht gestiegen. Aufgrund der günstigen Witterung lag die pflanzenbauliche Produktion sogar auf Rekordniveau. Die Qualitätsstrategie wird gestärkt, das Angebot ist weniger stark von den Direktzahlungen beeinflusst. Die von der neuen Agrarpolitik angestrebten Ziele werden somit erreicht, die Entwicklung der Landwirtschaft geht in die gewünschte Richtung. Wo also liegt das Problem?

Unglaubwürdiger später Widerstand gegen eine erfolgreiche Agrarpolitik
Die neue Agrarpolitik ist bereits nach einem Jahr ein Erfolg, weil sie Produktion, Ökologie und Marktwirtschaft zusammenbringt und ressourcenschonende Produktionsverfahren stärkt. Daher haben nicht nur die Grünen, sondern auch der Bauernverband, die Mehrheit des bürgerlichen Parlamentes und der Bundesrat die neue Agrarpolitik in der parlamentarischen Beratung unterstützt. Ein Referendum wurde auch von der SVP nicht ergriffen. Die Bauern und Bäuerinnen beteiligen sich zudem aktiv an den neuen Projekten. Bei der graslandbasierten Milch- und Fleischproduktion lag die Beteiligung sogar bei rund 70 Prozent.

Was es braucht, ist eine standortgerechte Produktion, die die Umwelt schont und gleichzeitig qualitativ hochwertige Produkte liefert. So fordern es auch die Grünen mit ihrer Fair-Food-Initiative. Innovative, fortschrittliche Bauernfamilien haben das längst gemerkt und setzen auf Qualität und nicht ausschliesslich auf Quantität – und sie tun dies heute mit der neuen Agrarpolitik.