Die Initiative hört sich verlockend an. Niemand will Müttern, die ihre Kinder selber betreuen, die verdiente Wertschätzung verwehren. Das sehen die Grünen so – und das sieht die breit abgestützte Frauenallianz so. Doch darum geht es nicht: Die SVP will mit ihrer Familieninitiative das «klassische» Familienmodell mit der Frau als Hausfrau und dem Mann als Ernährer in der Verfassung verankern. Gleichzeitig legt die Partei all jenen Familien Steine in den Weg, die auf finanzierbare Krippenplätzen und Tagesschulen angewiesen sind. Im Klartext: Mit der SVP-Familieninitiative sollen die Frauen wieder zurück an den Herd!

Wahlfreiheit bei der Kinderbetreuung fördern
Die Familiengestaltung trägt massgebend zur Lebensqualität der Menschen bei. Deswegen ist die Wahlfreiheit bei der Kinderbetreuung so wichtig: Fremd- oder Eigenbetreuung, Betreuung durch beide Elternteile oder alleinige Erziehung durch einen Elternteil. Heute existiert diese Wahlfreiheit nicht für alle Familien. Daran würde auch die SVP-Initiative nichts ändern.

Stattdessen braucht es beispielsweise mehr Teilzeitstellen − insbesondere auch auf der Führungsebene und für Männer. Weitere sinnvolle Verbesserungen: die Einführung eines Mindestlohns, der Ausbau des Job-Sharings, eine bezahlte Elternzeit und die Möglichkeit von Heimarbeit sowie ausreichend Krippenplätze. Damit wird Müttern und Vätern ermöglicht, die Kinderbetreuung so zu gestalten, wie es ihren Vorstellungen und Bedürfnissen entspricht.

Steuertechnischer Unsinn
Die SVP-Familieninitiative ist ein zudem ein steuertechnischer Unsinn und völlig systemfremd. Vergleichbar wäre ein Pendlerabzug für Nicht-Pendler. Und wieso kann man dann nicht auch einen Abzug machen für die Betreuung seiner alten kranken Eltern? Die Steuerausfälle sind das eine, der volkswirtschaftliche Schaden das andere: Gut ausgebildete Frauen und Männer würden steuerlich bestraft, wenn sie einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Widerspruch, um Widerspruch. Daher sagt die Frauenallianz Nein zur SVP-Familieninitiative, über die am 24. November abgestimmt wird.