Frauenwahljahr

Frauen und junge Eltern sind in der Politik noch immer untervertreten. Das Bundeshaus und die Sitzungszeiten sind nicht auf Parlamentarier*innen mit Kindern abgestimmt. Die dreiwöchigen Sessionen mit ihren langen Tagen sind nicht familienfreundlich. Das wunderschöne Bundeshaus hat zwar ein Raucherzimmer, kennt aber kein Wickelzimmer, geschweige denn ein Stillzimmer, wo ich meinen kleinen Sohn stillen kann. Es gibt auch keine Bundeshaus-Kita und keinen Hort. Das Bundeshaus ist männlich – Frauen nicht vorgesehen, Mütter schon gar nicht. Aber auch engagierte Väter haben es schwer. Deshalb braucht es nicht nur mehr Job-Sharing im Beruf, mehr Teilzeitstellen für Männer, mehr Eltern mit kleinen Kindern in den Chefetagen, mehr Elternzeit und Krippenplätze. Nein, es braucht auch ganz einfach mehr Frauen in der Politik. Denn letztlich sind es insbesondere wir Frauen, die unter der heutigen Unvereinbarkeit von Familie und Beruf ächzen. Und die etwas ändern wollen.

Gleichstellung ist bei uns Programm

Es braucht mehr Frauen – und deshalb braucht es mehr GRÜNE. Denn Gleichstellung ist bei uns GRÜNEN Programm. GRÜN geht nur gleichberechtigt. Und so ist es kein Wunder, dass wir mit Monica Zingg 1985 als erste nationale Partei eine Präsidentin hatten. Es ist auch kein Wunder, dass wir die jüngste und weiblichste Bundeshausfraktion stellen. Dass wir in den kantonalen Parlamenten mit einem Frauenanteil von 45,5 Prozent bei der Geschlechtergerechtigkeit den ersten Rang belegen. Ebenso mit einem Regierungsrätinnen-Anteil von 66 Prozent. Dass die Statuten der GRÜNEN Schweiz durchgehend in der weiblichen Form verfasst sind. Wir sind die Avantgarde der Gleichstellungspolitik und werden so lange mit gutem Beispiel vorangehen, bis die Gleichstellung endlich Realität wird.

Gleichberechtigt und enkel*innentauglich

Weil der Weg zur tatsächlichen Gleichstellung lang und steinig ist, gründen wir im Frauenwahljahr 2019 das «Netzwerk grüne Frauen*». Und zwar am Jahrestag der formellen Einführung des Frauenstimmrechts. Am 16. März. Das ist der Tag, an dem die Schweiz 1971 zur Demokratie wurde. Warum ein Netzwerk? Weil eine geschlechtergerechte Besetzung der Wahllisten im Wahljahr nicht ausreicht, um der Gleichstellung Schub zu geben. Wir brauchen auch mehr Vernetzung untereinander und mehr Austausch – das haben uns die Männer voraus. Wir beginnen am 16. März mit einem Startevent und schwören uns auf den Frauen*streik am 14. Juni ein. Denn wenn der Frauenanteil in Bundesbern 48 Jahre nach der Einführung des Frauenstimmrechts noch immer bei beschämenden 15 Prozent im Ständerat und bei 33 Prozent im Nationalrat rumdümpelt, dann hat die aktuelle Politik versagt. Und wenn mich das Stillen als junge Mutter auch 2019 im Bundeshaus noch zur Exotin macht, dann müssen wir das ein für alle Mal ändern. Und das werden wir. Zusammen. Für uns. Und für unsere Kinder. Gleichberechtigt und enkel*innentauglich.

Vormerken:

  • 16. März: Gründung des «Netzwerk grüne Frauen*» in Bern, 10 – 14 Uhr
  • 14. Juni: Nationaler Frauen*streik

Mehr Infos folgen auf www.gruene.ch

Irène Kälin
Nationalrätin AG
@KaelinIrene