Die erste Frau, die 1791 die gleichen privaten und politischen Rechte für die Frauen verlangte, bezahlte ihren furchtlosen und aufklärerischen Einsatz mit dem Tod auf dem Schafott. Olympe de Gouges hatte es im revolutionären Frankreich gewagt, die Herrschaft der Männer in Frage zu stellen. Es vergingen sagenhafte 180 (!) Jahre, bis die Schweizer Männer am 7. Februar 1971 endlich einer Verfassungsänderung zustimmten, damit künftig auch Schweizer Bürgerinnen die gleichen politischen Rechte wie sie erlangten.

Bis es soweit war, mussten sehr viele mutige und engagierte Frauen jahrzehntelang einen hartnäckigen Kampf auf allen Ebenen führen. Erst Ende der Sechziger Jahre kamen die Dinge ins Rollen: Der Bundesrat wollte die Europäische Menschenrechtkonvention unterzeichnen – aber mit Ausschluss des Frauenstimmrechts! Das brachte das Fass zum Überlaufen. Am 1. März 1969 marschierten die Frauenverbände gemeinsam nach Bern und verlangten lautstark die sofortige Einführung des Frauenstimmrechts. Viele Kantone führten in der Folge das Frauenstimmrecht ein, bevor es auch auf nationaler Ebene am 7. Februar 1971 endlich soweit war: Die «älteste Demokratie der Welt» gewährte als letztes Land in Europa seinen Bürgerinnen die politischen Rechte.

Der Kampf geht weiter

Das Frauenstimmrecht ebnete den Weg für weitere Kämpfe für die Freiheiten und Rechte der Frauen. So fanden während der vergangenen 50 Jahre zwei Frauenstreiks statt: 1991, um endlich ein Gleichstellungsgesetz zu fordern – und 2019, um dieses tatsächlich auch umzusetzen. Die Forderungen nach Lohngleichheit, nach Achtung der sexuellen und reproduktiven Rechte, nach griffigen Massnahmen gegen Gewalt, Geschlechterstereotypen und –diskriminierung sind heute noch immer hochaktuell.

Wir GRÜNE machen uns seit unserer Gründung für konsequente Massnahmen zur Förderung der Gleichstellung stark und setzen diese auch innerhalb der Partei um. Unsere erste Präsidentin war 1985 eine Frau, bereits 1991 stellten wir als erste Fraktion im Bundesparlament eine Frauenmehrheit, heute sind fast 70 Prozent der Grünen Bundeshausfraktion Parlamentarierinnen. Auch im gesamten Parlament gibt es heute – 50 Jahre nach der Einführung des Frauenstimmrechts – so viele Frauen wie noch nie. Und sie haben Einfluss auf viele Entscheidungen – das kommt insbesondere bei umweltpolitischen Anliegen zum Tragen. Um dies zu erreichen, bedurfte es des starken Engagements mutiger und erfinderischer Pionierinnen – wir alle sind die Erbinnen ihres Kampfgeistes. Wenn wir heute auf dem Podium stehen, ein eigenes Bankkonto eröffnen, verantwortungsvolle Positionen innehaben, den Mutterschaftsurlaub beziehen – dann sind wir in erster Linie diesen engagierten Frauen zu Dank verpflichtet. Bleiben wir gemeinsam dran!

Maya Graf
Ständerätin BL
@mayagraf_bl

Léonore Porchet
Nationalrätin VD
@LeonorePorchet