
Clarence Chollet: Seit 20 Jahren die etablierte Ordnung herausfordern
Fast zwanzig Jahre nach meinen ersten Schritten bei den GRÜNEN bin ich im letzten Juni in den Nationalrat eingezogen. Damit beginnt eine neue Etappe in meinem Engagement, das immer tief in der Natur und im Aktivismus verwurzelt war.
Als ich im Herbst 2006 in den Neuenburger Bergen zum ersten Mal durch die Tür zu einem Treffen der GRÜNEN ging, war ich etwas eingeschüchtert. Aber ich war auch voller Vorfreude, mich für unseren Planeten einzusetzen. Auf der anderen Seite der Tür empfing mich ein herzliches Team unter der Leitung von Fabien Fivaz. Seit dem 2. Juni 2025 bin ich nun seine Nachfolgerin im Nationalrat. Das ist eine grosse Ehre – und es ist eine wunderbare Anerkennung für Jahre des Engagements und der kollektiven Arbeit.
Zu Beginn politisierte ich bei den Jungen Grünen, deren Neuenburger Sektion damals von Céline Vara präsidiert wurde. Es war ihre Wahl in den Staatsrat, die Fabien Fivaz in den Ständerat katapultierte und mich in den Nationalrat. Was für eine bedeutsame Rochade von drei ehemaligen jungen Grünen. Sie beweist die Fähigkeit unserer Partei, einen starken und motivierten Nachwuchs auszubilden.
Tiefe Achtung der Natur
Bereits früh wurde meine Verbundenheit mit der Natur in einem alten und abgelegenen Bauernhof im Vallée de La Sagne geprägt. Nebst einer guten Portion Pragmatismus habe ich aus meiner Kindheit auch einen tiefen Respekt vor der Natur und den Menschen, die in ihr arbeiten, bewahrt. Bei den Jungen Grünen konnte ich meinen Willen, allzu einfach Kompromisse in Frage zu stellen und die etablierte Ordnung herauszufordern, weiter schärfen. Gerade beim zweiten Punkt ist sich meine Familie einig, dass ich diese Motivation schon früh verkörperte.
Nach zwei Jahren an der Spitze der Jungen Grünen Neuenburg übernahm ich 2012 das Kantonalpräsidium – obwohl ich mit meinem ersten Kind schwanger war und kein politisches Mandat hatte. Eine ziemliche Herausforderung, die ich vier Jahre lang bewältigte – mit einem zweiten Kind auf dem Weg. Kaum hatte ich das Präsidium übergeben, wurde ich in den Grossen Rat gewählt. Auf mich warteten acht Jahre spannender Abenteuer und die Bereicherung durch ein drittes Kind. In diesen Jahren setzte ich mich erfolgreich für die Einführung eines vierwöchigen Vaterschaftsurlaubs in der Verwaltung oder die Abschaffung lebenslanger Renten für Staatsrät*innen ein. Andere Projekte laufen noch – darunter mein Herzensprojekt: ein Jagdverbot für bedrohte Tierarten. Dazu durfte ich das Kantonsparlament präsidieren, wodurch ich die politischen Prozesse und Institutionen bestens kennenlernte. Dieses Amt hat mich auch gelehrt, eng mit allen Parteien zusammenzuarbeiten.
Nun stellt der Sitz im Nationalrat mein Leben auf den Kopf: neue Kräfteverhältnisse, ein hohes Tempo und viel Neues zu lernen – trotz meiner Jahre als parlamentarische Assistentin. Aber ich bin es ja gewohnt, Herausforderungen anzugehen.