Ein neues Verhältnis zur Natur
Die Tessinerin Samantha Bourgoin ist seit April Vize-Präsidentin der GRÜNEN Schweiz. Sie verbindet nicht nur gerne neue Menschen miteinander, sondern schafft auch gerne neue Verbindungen zwischen politischen Instanzen. Die Begeisterung dafür hat sie zu den GRÜNEN geführt.
Samantha Bourgoin ist eine Optimistin. Von Niederlagen lässt sie sich nicht unterkriegen. Vielmehr sieht sie sie als Chance, Dinge neu anzupacken. Dies hat sie unter anderem beim Projekt eines Nationalparks im Locarnese unter Beweis gestellt. «Ich habe 12 Jahre lang an der Fertigstellung dieses Tessiner Nationalparkprojekts gearbeitet, das auf die Zustimmung von zehn Gemeinden angewiesen war. Ich stand in Kontakt mit der Bevölkerung und im Dialog mit den kommunalen, kantonalen und eidgenössischen Behörden. Das hat mir sehr gefallen», erzählt Samantha Bourgoin, welche seit ihrem Studium in Politikwissenschaften in Lausanne in der Kommunikation und dem Projektmanagement arbeitete – mit einem besonderen Fokus auf nachhaltigen Tourismus. Als die Vorlage für den Nationalpark dann 2018 an der Urne scheiterte, entschied sich die Tessinerin, ihr Engagement für die Natur auf politischer Ebene fortzusetzen. So trat sie 2019 den GRÜNEN bei und schaffte die Wahl in den Grossen Rat des Kantons Tessin. Im gleichen Jahr übernahm sie die Co-Leitung der kantonalen Partei.
Brücken bauen
«Ich habe festgestellt, dass die Gegner*innen des Nationalparkprojekts mit der Angst der Bevölkerung spielten. Das hat mich dazu inspiriert, mich in der Politik zu engagieren, um die Menschen bei Veränderungen zu begleiten und dabei die Chancen aufzuzeigen», erklärt sie. Die treibende Kraft für Samantha? Das Verhältnis zwischen Mensch und Natur. «Wir müssen unsere Beziehung zur Natur neu definieren. Aufhören, sie als etwas zu betrachten, das uns gehört, sondern als Verbündete, die wir pflegen müssen, um voranzukommen und unsere Lebensqualität zu verbessern. Sonst häufen sich in Zukunft starke Unwetter, wie sie das Tessin diesen Sommer erlebt hat.» Die GRÜNEN haben sofort reagiert und die Einrichtung eines kantonalen Katastrophenfonds gefordert. Samantha Bourgoin bringt ihre grünen Werte in alle Kämpfe ein, die sie im Tessin führt – egal ob es sich um Verkehr, Mindestlohn oder Migration geht. «Oft genügt es, vor Ort zu gehen, mit den Menschen über ihre Bedürfnisse zu sprechen. Dann findet man Lösungen», berichtet sie und verweist dabei auf ihre Erfahrung in der Krisengruppe zu Unterstützung der Gemeinden Cevio und Lavizzara, welche im Nachgang an die starken Unwetter im oberen Maggiatal gegründet wurde.
Im April wurde Samantha Bourgoin zur Vize-Präsidentin der GRÜNEN gewählt. Ein Amt, in dem sie die Verbindungen zwischen dem Tessin und Bundesbern stärken möchte. Als Vize-Präsidentin ist sie nah dran an der nationalen Politik und ihren Auswirkungen auf die Kantone. Was sie in die Parteileitung einbringt? Ihre praktische Erfahrung im Bereich Klima: «Was wir im Tessin aufgrund der Klimaerhitzung erleben, wird langfristig auch den Rest der Schweiz betreffen. Dadurch habe ich einen kleinen Vorsprung», lächelt sie.