Hi! Mein Name ist Jelena Filipovic, ich bin 28 Jahre alt und (erst) seit drei Jahren Mitglied der GRÜNEN. Meine ersten sechs Lebensjahre habe ich in einem Bergdorf in Zentralserbien verbracht. Ich nehme an, dass sich meine Jugend kaum von der Jugend anderer junger Menschen mit Migrationserfahrung unterscheidet. Viele von uns mussten sich nicht nur mit dem Schulstress in einem veralteten, auf Leistungsdruck ausgelegten Bildungssystem auseinandersetzen – hinzu kamen die fremde Sprache, zahlreiche Kulturschocks und kontinuierliche Integrationsversuche.

An der Universität Zürich schloss ich den Bachelor in Politikwissenschaft und Ethnologie ab und kam bald mit sozialen Bewegungen in Berührung. Zu dieser Zeit fühlte ich mich von keiner Partei richtig vertreten: Die linken «Mutterparteien» fand ich alle etwas verstaubt und deren Jungparteien konnte ich nicht wirklich ernst nehmen. Und dennoch entschloss ich mich aus der Verzweiflung rund um die Klimakrise dafür, den GRÜNEN beizutreten und sie (zumindest finanziell) zu unterstützen. Das änderte sich dann in Bern und mit dem Beginn meines Masterstudiums: Ich lernte das Grüne Bündnis Bern (GB) kennen – eine Partei voller grossartiger Aktivist*innen, die kompromisslos für Feminismus, soziale Gerechtigkeit sowie Umwelt- und Klimaschutz einstehen.

Activism 24/7

Mit meinem Eintritt beim Grünen Bündnis 2018 kam auf einmal alles Schlag auf Schlag: Klimastreik, Frauen*streik-Kollektiv Bern, Frauen*streik-Kollektiv an Berner Hochschulen, «Landwirtschaft mit Zukunft» und zahlreiche unabhängige Arbeitsgruppen, Vernetzungs- und Aktionstreffen. Das Jahr 2019 war geprägt von unermüdlichem Aktivismus, welcher in den zwei historischen Demonstrationen mündete: im Frauen*streik am 14. Juni und der «Klimademo des Wandels» am 28. September. Ich hatte die Gelegenheit, beide Grossanlässe mitzuorganisieren und dann vorne mit dabei zu sein. Ein unbeschreibliches Gefühl, das ich so schnell nicht vergessen werde.

Und dennoch setzte die Ernüchterung nach der #Klimawahl2019 schnell ein – denn die Revolution lässt auf sich warten. Weder das politische System der Schweiz noch die wahlberechtigten Schweizer*innen scheinen für einen raschen Wandel und progressive Lösungen bereit zu sein. Und dabei bleibt uns schlichtweg keine andere Option! Ich wünsche mir mehr Mut von meinen älteren Mitmenschen – mehr Mut für alternative Herangehensweisen, neue Ideen und selbstbewusstere Positionen. Mit «business as usual», einfach etwas «grüner», lässt sich nämlich keine Klimakrise oder eine humanitäre Katastrophe abwenden.

Somit bleibt auch mir weiterhin nichts anderes übrig, als mich für einen raschen nachhaltigen Wandel und eine lebenswerte Zukunft einzusetzen – ob auf der Strasse, in zahlreichen Vereinen oder nun seit Dezember 2020 im Berner Stadtparlament. #SystemChangeNotClimateChange!

Jelena Filipovic
Grüne Aktivistin und Parlamentarierin
@jellena.filipo